Der neue deutsche Koalitionsvertrag und aktuelle Untersuchungsergebnisse geben den Plänen für die Bahnverbindungen Zwolle-Twente-Münster und Hengelo-Dortmund einen großen Schub. Mit einer Gesamtinvestition von ca. 100 Millionen Euro können in einem ersten Schritt direkte grenzüberschreitende Zugverbindungen hergestellt werden. Die Elektrifizierung der Strecke könnte schon bis 2030 abgeschlossen sein. Dies geht aus einer detaillierten Studie hervor, ausgeführt im Auftrag des deutsch-niederländischen Eisenbahnprojekts EuregioRail. Auch die neue deutsche Koalitionsvereinbarung beschäftigt sich mit grenzüberschreitenden Bahnverbindungen zwischen den Niederlanden und Deutschland. Die Aufnahme der Verbindung Zwolle-Enschede-Münster in das Transeuropäische Verkehrsnetz (TEN-T) muss nun von beiden Regierungen unterstützt werden, um für europäische Fördermittel in Frage zu kommen.
Die Bahnverbindung zwischen Enschede und Münster ist eine Erfolgsgeschichte – und ihre Verlängerung nach Zwolle liegt in greifbarer Nähe. Die jüngste Untersuchung eines Konsortiums unter der Leitung von Royal Haskoning DHV zu Technik, Kosten und Nutzen zeigt, dass es ein großes Potenzial für den weiteren Ausbau der Verbindung gibt. In Deutschland gibt es bereits konkrete Pläne, den Abschnitt bis zur niederländischen Grenze zu elektrifizieren. Der neue deutsche Koalitionsvertrag gibt dieser Entwicklung einen wichtigen Schub. So will Deutschland in den kommenden Jahren 75 % des deutschen Schienennetzes elektrifizieren und sich verstärkt für grenzüberschreitende Bahnverbindungen einsetzen.
Bert Boerman, Mitglied des Provinzialausschusses für Mobilität, Overijssel: „Das Signal aus Deutschland ist eindeutig. Der Ausbau der Eisenbahninfrastruktur, auch grenzüberschreitend, hat für die neue deutsche Koalition höchste Priorität. Eine Priorität, die an unsere Pläne für Direktverbindungen zwischen Randstad-Zwolle-Twente und Destinationen in Deutschland anschließt. Erstes Ziel des EuregioRail-Projekts ist es, die Verbindung zwischen Zwolle und Münster sowie zwischen Hengelo und Dortmund zu einer umsteigefreien Direktverbindung auszubauen.“
Die Studie zeigt, dass dies möglich ist. Die Umsetzungskosten von 100 Millionen Euro erfordern eine Investition von 70 Millionen Euro auf niederländischer Seite und 30 Millionen Euro auf deutscher Seite. Durch diese Verbesserungen wird sich die Zahl der grenzüberschreitenden Bahnreisenden um etwa 48% erhöhen. Der Betrag umfasst die folgenden Maßnahmen:
- Elektrifizierung der Strecke Gronau-Enschede (im Anschluss an die geplante Elektrifizierung Münster-Gronau)
- Kopplung des bestehenden RE Zwolle-Enschede mit dem RB Enschede-Münster
- Einführung eines zusätzlichen RB Dortmund-Coesfeld
- Aufwertung des RB Dortmund-Enschede zum RE Dortmund-Hengelo
Schnelle Entscheidungen sind nötig
Eine schnelle Entscheidung über die nationale Unterstützung für die Aufnahme der Zugverbindung Zwolle-Enschede-Münster in das TEN-T-Netzwerk ist von Belang. Am 14. Dezember wird die Europäische Kommission einen Legislativvorschlag zur Überarbeitung des TEN-T-Netzwerks, ein Netzwerk geplanter Verkehrsverbindungen mit europäischen Hauptkorridoren, veröffentlichen. Die Aufnahme in das Comprehensive Network ist eine Voraussetzung für die Inanspruchnahme europäischer Fördermittel. Derzeit ist noch nicht sicher, ob die Strecke Zwolle-Twente-Münster in das Netz aufgenommen wird. Das hängt von den Unterstützungszusagen der niederländischen und der deutschen Regierung ab. Die kooperierenden Parteien von EuregioRail fordern daher beide Mitgliedsstaaten zum Handeln auf.
Dinand de Jong, stellvertretender Geschäftsführer der EUREGIO und Projektleiter EuregioRail: „Die Verbesserung des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs zwischen Zwolle, Twente, Münsterland und dem Ruhrgebiet ist eigentlich selbstverständlich. Indem wir in eine bessere Schienenanbindung unserer Region investieren, bringen wir die euregionale Metropolregion einen Schritt näher. Wir lassen die Grenze verschwinden, bringen Universitäten und Hochschulen auf beiden Seiten der Grenze näher zusammen und verbinden benachbarte Arbeitsmärkte. Außerdem sorgen wir für zusätzliches Wirtschaftswachstum in der Grenzregion. Für die Unternehmer und Bildungseinrichtungen in der Region hat die Bahnlinie höchste Priorität.“
Joachim Künzel, Geschäftsführer des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe: „Die Verbindung Enschede-Münster ist eine der erfolgreichsten Reaktivierungen grenzüberschreitender Zugverbindungen überhaupt. Dieser Erfolg macht es notwendig, dass wir in die Verbindung investieren. Der erste Schritt ist die Elektrifizierung der Strecke Münster–Gronau. Ich würde mich freuen, wenn wir an den Erfolg von Münster-Enschede anknüpfen könnten, indem wir eine Direktverbindung zwischen Zwolle-Münster sowie Hengelo-Dortmund realisieren. Damit haben wir zwei Zugverbindungen, die mit dem Auto voll konkurrenzfähig sind und damit einen wichtigen Beitrag zur Energie- und Klimawende in der Region leisten.”
Zielbild 2040: Ein Verkehrssystem, das einer euregionalen Metropolregion gerecht wird
Die Ambition von EuregioRail ist es, einen Beitrag zur Verwirklichung einer euregionalen Metropolregion zu leisten. Eine bessere Erreichbarkeit ist dafür eine Voraussetzung. Deshalb schauen die involvierten Parteien weiter in die Zukunft. So sind ab 2040 weitere Verbesserungen der grenzüberschreitenden Verbindungen zwischen Zwolle und Münster sowie der Direktverbindung zwischen Dortmund und Hengelo möglich, wodurch Hengelo noch mehr zu einem internationalen Eisenbahnknotenpunkt für die östlichen Niederlande wird.